Politik:// Ist Transparenz nur in Diktaturen möglich ?

Eines der meist diskutierten Argumente Stichworte Peer Steinbrücks, im Zuge der
Debatte um die Offenlegung seiner Einkünfte, war sein Einwand
Transparenz könne es nur in Diktaturen geben.

Stimmt das, ist Transparenz nur in Diktaturen möglich – hat Steinbrück am Ende Recht ?

Die Antwortet lautet Ja und Nein. Aber nicht etwa weil Schrödingers Katze ums Eck tigert, sondern weil er Äpfel mit Birnen vergleicht.

Steinbrück liegt richtig mit seiner Aussage, dass Transparenz nur
in totalitären Systemen möglich sei, wenn wir die Definition von Transparenz auf alle Informationen eines Menschen ausdehnen.
Bei dieser Form der Transparenz werden alle Dinge, Gespräche und Geschehnisse
einer Person zur öffentlichen Angelegenheit und haben öffentlichen Belang.
Dabei spielt die Art der Information keine Rolle mehr, sondern nur noch die Quelle.
Dies wird nur in totalitären Systemen funktionieren.
Aber ich schreibe bewusst nicht Staatsformen, denn auch in “freien“ und “demokratischen“
Staaten geschieht dies täglich, deshalb irrt Peer Steinbrück hier gleichzeitig.

Ein Blick auf die Yellowpress- bzw. Yellowmediaindustrie zeigt nämlich, dass
eben die totale Transparenz von vermeintlich Prominenten gefordert und manchmal
auch einseitig durchgesetzt wird.
Den Souverän im Staat, also einen Teil von uns Bürgern, interessiert hier nicht ob
die Transparenz durch die Betroffenen als freiwillig empfunden wird, sondern welcher
Prominente gerade welchen Skandal am Hals hat oder welche Farbe das Toilettenpapier
des aktuellen Sternchens hat.
Im Klartext bedeutet das, Peer Steinbrück beklagt indirekt ein Fehlverhalten, sowohl von Medienunternehmen als auch einem Teil der Bürger, verortet es aber an die falsche Stelle.

Transparenz kann aber auch noch anders definiert werden.
Sie zeugt hierbei vom Willen, die eigenen Informationen, die für die Öffentlichkeit von Belang sind,
so zu teilen, dass das eigene Handeln nachvollziehbar bleibt.
Das heißt, es ist nicht von öffentlichen Interesse, in welchem Pyjama Peer Steinbrück nächtigt, aber sehr wohl welche Zirkel ihn für Dienstleistungen entlohnen.
Die größte Gefahr, für die Demokratien der sogenannten ersten Welt, sind längst nicht mehr andere Staaten, sondern Korruption und Lobbyismus einzelner Interessengruppen gegenüber den gewählten Vertretern.
Amtsträger und Bewerber für öffentliche Ämter sollten daher einerseits Transparenz als Pflicht, aber vor allem auch als Chance begreifen.
Chance der Öffentlichkeit zu dokumentieren, wie sie zu einer Entscheidung gekommen sind und
dass sie eben nicht ausschliesslich dem Einflüstern einer Gruppe nachgegeben haben.
Transparenz also als Chance das eigene Handeln auf verständliche Art zu kommunizieren um den Bürger mitzunehmen.
Das ist eine der Kernaufgaben von Politik, sonst findet der nächste Restart ohne Demokraten statt.

Und genau hier liegt die Frechheit im Handeln von Steinbrück. Statt sich hinzustellen und zu
sagen, seht her diese Menschen und Firmen bezahlen mich dafür Reden in ihrem Sinne zu halten, versucht er Nebelkerzen zu zünden und vermengt Privatsphäre mit Transparenz im Amt.
Als Bürger und Wähler haben wir das Recht zur erfahren, welche Nebentätigkeiten zu welchem Preis
der Bewerber für das faktisch höchste Staatsamt so tätigt. Wir zahlen schliesslich auch einen
guten Teil seines Gehalts in seinem Hauptjob, als Abgeordneten im Deutschen Bundestag.


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