Lokalpolitik: 120 Sekunden Popkultur

Das gehört einfach zum Job: Ab und zu in Podiumsdiskussionen abhängen und schlauen Text ausgeben. Wie gestern abend im zweiten Stock der Ballonfabrik auf Einladung von A3Kultur (mit dem fabrik-unique-club und der Razed-Skater/BMX-Halle mein derzeitiger fave hangout), mit Horst Thieme (Poetry Slam), Ina Jeske (Uni Augsburg), Stefan Sieber (Stadtjugendring), Peter Bommas (Kulturpark West), Florian Kapfer (Neue Szene), Thomas Weitzel (Kulturamt) und mir (als Autor, Musiker und Vertreter der Piraten):

“Wer macht hier die Popkultur?” Die Redezeitbegrenzung auf 120 Sekunden ist für Leute, die auch mit 140 Zeichen prima zurecht kommen, ja kein Problem. Anlass war die lokale Politposse um die Neubesetzung des “Popkulturbeauftragten”, der nach übereinstimmender Ansicht der Diskussionsteilnehmer aber sowieso nur eine Wahlkampf- und Machtspiel-Marionette war und für die Kultur in der Stadt so gut wie nichts gebracht hat.

Als Alternative gab es zwei Konzepte zu sehen, eines vom Stadtjugendring, der, wie man hören konnte, seinen Schwerpunkt grade von Jugendarbeit auf das Veranstalten pittoresker Popfeste verschiebt, und ein übersichtlicheres von den Freiraumentwicklern der Kulturpark West gGmbH.

Nach einigen Textloops zu Unterthemen wie “Was ist Popkultur eigentlich?”, “Geht es denn nur ums Geld?” und “Was soll die Verwaltung da tun?” kam aus dem fortschrittlicheren Lager der grünen Homies die Idee vom “Kulturbeirat”, die sich schnell mit meiner piratentypischen Forderung nach mehr Kommunikationskanälen und Repräsentation für die Kulturschaffenden und -Nutzer verbinden liess, so dass nach gut zwei Stunden tatsächlich sowas wie ein Konsens über dem Schlusswort schwebte – Gelegenheit für mich, das Ruder herumzuwerfen und eine Breitseite in Form eines Meinungsbilds zu zünden: “Wer von den Anwesenden möchte, dass es in unserer Stadt einen solchen Kulturbeirat gibt?” Eine Gegenstimme, drei Enthaltungen und über 90 % Zustimmung. Yay!

Ich finde, es ist bereits ein Sieg für die Demokratie, wenn sie so augenfällig ausgeübt wird. Folge für die nahe Zukunft: Wir bauen einen Beirat. (Transparenz! Mitbestimmung!) In dem sich zwar die unterschiedlichen kulturellen Fraktionen verbal die Köpfe einschlagen, der aber für weit mehr Öffentlichkeit und Verhandlungsstärke sorgen wird, als das bisher vorstellbar war. Ich glaube, das wird hier schon vor den Kommunalwahlen in knapp 2 Jahren lustig.

pic von mir cc by sa


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