Am 26. April, also übermorgen, will die Lobbyorganisation “Bundesverband Musikwirtschaft e.V. “ in Berlin eine Pro-Acta-Demo veranstalten. Damit auch möglichst viele zur Kundgebung am Haus der deutschen Wirtschaft kommen, stellen die Lobbyisten Freigetränke hin. Kein Problem, sie haben ja bisher gut an uns verdient.
Als Gastredner sind angekündigt: Der Einpeitscher der deutschen Tonträgerfirmen, Dieter Gorny, Selbstmitleidspoet Sven Regener und Erika “Polen hat uns bedroht” Steinbach. Perfekte Realsatire.
Damit alles ein wenig moderner und netter wirkt, hat man ein WordPressblog namens projekturheberrecht aufgestellt und sich in “Initiative für geistiges Eigentum” umbenannt. Der Kundgebungsaufruf der Musikhändlersgilde allerdings besteht aus Unverschämtheiten und Bürgerbeschimpfungen, die der Piratenpartei weitere Prozentpunkte bei kommenden Sonntagsfragen einbringen werden. Was wird da behauptet?
“Die digitale Krise schlägt voll auf die Kreativwirtschaft durch.“ Die Wahrheit ist, das nach Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriusm die Kulturbranche in Deutschland jährlich mehr Geld einnimmt. Auch und gerade im digitalen Bereich.
“Viele deutsche Unternehmen stehen wegen des Diebstahls im Internet vor existenziellen Problemen.“ Nennt mir bitte viele deutsche Unternehmen, die im Internet bestohlen wurden, so dass irgendwas nachher nicht mehr da war. Ausser Gewinnerwartungen, aber die sind nur das Problem der Wirtschaftstheologen.
“Tausende Arbeitsplätze in Deutschland sind gefährdet. “ Schämt ihr euch eigentlich nicht? Und das, nachdem ihr zur Profitoptimierung bereits Tausende gefeuert habt?
“Die sogenannte “Netzgemeinde” erhebt den Anspruch die Gesellschaft zu repräsentieren …” Wir lachen natürlich über eure Versuche, das Volk auf eine nebulöse “Netzgemeinde” zu reduzieren. Aber richtig unterhaltsam wird es erst jetzt:
“Mit den kurzsichtigen und undemokratischen Protesten blasen die Vertreter der “Generation-Kostenlos” nun zum Kampf gegen das Multilaterale und über Jahre hinweg mühsam erarbeitete ACTA Abkommen.“Wenn das Volk protestier, nennt ihr das undemokratisch, nicht aber das hinter geschlossenen Türen verhandelte ACTA-Abkommen. Sorry, Leute, aber ihr bestimmt nicht, was demokratisch ist, sondern wir, die 99%. Und die von euch so beschimpfte “Generation Kostenlos” wird euch an der Wahlurne verdreschen, davon könnt ihr mal ausgehen.
“Für unser Land bedeutet ACTA lediglich die Festigung der bereits bestehenden Rechtslage.“ Ist ebenfalls eine dreist Lüge. Wer den Vetragstext gelesen hat, weiss das. Und noch was:
“Wir rufen in Zusammenarbeit mit renommierten Instituten wie BDI und IFPI alle redlichen Bürgerinnen und Bürger dazu auf, gegen den digitalen Raubzug auf die Straße zu gehen.“ BDI und IFPI sind keine “renommierten Institute”, sondern Lobbyagenturen, Bürger, die euren Quatsch nicht glauben, werden von euch als “unredlich” beschimpft und Zweifel an euren waghalsigen Geschäftsplänen werden als “digitaler Raubzug” etikettiert. Mal im Ernst, liebe 1%: Sollen wir diesen Text als Kriegserklärung betrachten, oder nur als einen Haufen Blödsinn? Was ist euch lieber?
Bevor wieder jemand in den Kommentaren rumjammert: Wir Piraten wollen, dass Urheber an der kommerziellen Verwertung ihrer geistigen Leistung partizipieren. Immer. Auch beim Filesharing. Dass Urheber oder deren geschäftliche Vertreter exakt bestimmen könnten, was mit der geistigen Leistung nach der Veröffentlichung passiert und vieviel was genau kostet, ist leider ein alter, etwas verblasster Traum. Es war noch nie so und wird auch nie so sein. Wer etwas veröffentlicht, leistet einen willkommen Beitrag zu Kultur und Wissen und soll dafür honoriert werden, kann aber der Gesamtgesellschaft nicht ohne bilaterale Verhandlungen irgendwelche Nutzungsbedingungen aufdrücken. Bleibt realistisch, und lasst euch nicht von der Propaganda der Kuturprofiteure verwirren. Danke.
Update: Beim zweiten Hinsehen kann ich mir gut vorstellen, dass es ein Hoax ist. Sehn wir ja übermorgen.
Kommentare
4 Kommentare zu Das Musikimperium schlägt zurück (…meint es)
Pingback: Lobby-Initiative gegen "Kostenloskultur" nutzt konsequent kostenlose Plattform
Zweimal hinsehen wäre vielleicht vor dem Bloggen angebracht gewesen. Ich denke zumindest, dass Fingerspitzengefühl von Seiten der Piraten in dieser Debatte extrem wichtig ist.
Dementi: http://www.mediabiz.de/musik/news/angebliche-initiative-fuer-geistiges-eigentum-lockt-mit-freibierraenken/318532
Letzte Zeile lesen:
„Update: Beim zweiten Hinsehen kann ich mir gut vorstellen, dass es ein Hoax ist. Sehn wir ja übermorgen.“
So viel dazu.
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