Krieg als Folge der Drogenprohibition

Ein Argument für eine umfassende Legalisierung

Mein Erster Beitrag skizziert den Zusammenhang zwischen der Drogenprohibition und den meisten militärischen Konflikten unsere Zeit. Zusammengefasst lässt es sich auf den Satz bringen: Wer die Kriege dieser Welt beenden will, muss beim Krieg gegen die Drogen beginnen.

Die Zahl ist 400 Milliarden US $. 400 Milliarden US $ beträgt das Markvolumen des Drogenhandels weltweit. Es erreicht damit fast das Volumen des weltweiten Erdölmarktes. Diese 400 Milliarden US$ fließen durch die Handelsketten der Organisierten Kriminalität, vom Westen aus in die ärmsten Regionen der Welt, wo sie zum schaden der Ärmsten der Armen reinvestiert werden[1].

Aber im einzelnen; die vom Marktvolumen mit Abstand wichtigsten kriminalisierten Drogen sind Heroin und Kokain. Die wesendlichen Anbaugebiete dieser Drogen sind Lateinamerika, der Goldene Halbmond (Iran, Afghanistan und Pakistan) und das Goldene Dreieck (Laos, Thailand und Myanmar). Keines dieser Länder ist eine halbwegs stabile und offene Demokratie. Die meisten Länder in diesen Anbauregionen sind  Schauplätze militärischer oder de facto militärischer Konflikte. In vielen Staaten dieser Region beschräkt sich die Staatsgewalt auf einige wenige Zentren, in einigen stellt sich die Frage, ob eine Staatsgewalt überhaupt noch existiert. Wo sie existiert tritt sie fast immer in Form offener Diktatur auf[2].

Betrachtet man diese Tatsache unter der Perspektive des internationalen Drogenhandels, so wird offenkundig, dass diese Konflikte mit dem Geld finanziert werden, dass der Westen durch die Prohibition der organisierten Kriminalität zur Verfügung stellt. Das wesendliche in diesem Zusammenhang ist, dass Schlafmohn und Koka sehr genügsame Pflanzen sind und in unwirklichsten Umgebungen angebaut werden können. Drogenanbau ist die einzige Form der Landwirtschaft, die so profitabel ist, dass sie als Finanzierungsgrundlage eines militärischen Konflikts dienen kann. Der Drogenanbau ist somit die einzige Möglichkeit aus militärisch kontrolliertem Land die Fortsetzung und Erweitung eines militärischen Konflikts zu finanzieren. Die dazu notwendigen Profite sind in dieser Höhe aber nur deshalb realisierbar, weil legaler Anbau nicht möglich ist und Abhängige bereit sind, jeden Preis zu zahlen.

Es ist also festzustellen, dass die Prohibition, die der Westen betreibt, erst den Markt schafft, aus dem die blutigsten Konflikte unserer Tage finanziert werden. Nur die Legalisierung aller Drogen und somit die Überführung dieses Marktes in die Legalität, kann die Grundlage zur Stabilisierung der genannten Weltregionen schaffen. Gegen einen nicht versiegenden Geldstrom dieser Größenordnung kann kein Land der Erde dauerhaft bestehen.

Beispielhaft möchte ich auf den offensichtlichsten Drogenkrieg unsrer Tage eingehen. Offensichtlich deshalb, weil er so von zumindest einer Kriegspartei als solcher Bezeichnet wird. Es handelt sich um den Drogenkrieg in Mexiko. Unter diesem Kriegt werden die bewaffneten Konflikte in Mexiko zwischen der Regierung und den dortigen Drogenkartellen und den Kartellen untereinander bezeichnet. Und das Wort Krieg ist in diesem Zusammenhang nicht nur eine übertriebene Bezeichnung einer zugespitzten Kriminalitätssituation, es handelt sich um einen echten Bürgerkrieg. Das lässt sich alleine schon an der Zahl der Todesopfer belegen. In diesem Krieg starben nach offiziellen Angaben in den Jahren 2006 bis 2011 47.515 Menschen[3]. Keiner dieser Menschen hätte sterben müssen, wäre der Drogenmarkt nicht den Händen von Kriminellen übergeben worden. Auch ist es nur den so generierten immensen Geldströmen zu verdanken, dass die mexikanischen Kartelle begonnen haben den leider schon üblichen Infanteriewaffen erste Panzer und U-Bote hinzuzufügen. Was für sich genommen, diesen Konflikt bereits als einen militärischen qualifiziert. Dieser Konflikt ist aber nur ein Beispiel für all die Kriege, die an der Nadel unsere verfehlten Drogenpolitik hängen; nur ein Beispiel von Opfern die wir hätten verhindern können.

Sollte nun aber in Frage gestellt werden, dass die Legalisierung in nur einem Land etwas bewirken würde, so würde die Signalwirkung eines solchen Schritts unterschätzt werden. In Lateinamerika gibt es längst große Bestrebungen in diese Richtung. Diese Bestrebungen sehen sich aber mit dem Problem konfrontiert, dass sie gegen den deutlich vorgebrachten Willen der westlichen Welt aus internationalen Verträgen aussteigen müssten. Würde ein westliches Land aus dieser Haltung ausscheren, so würden diesen Bestrebungen der Rücken gestärkt werden und die Lage der durch die Drogenkriege geschundenen Gesellschaften eine solche Aufmerksamkeit zuteil werden, dass ich von einer Kettenreaktion ausgehe, die am Ende zu einem weltweiten Ende der Prohibition führt.