Lars Reineke hat in einem Blogpost ausführlich Kriterien dargelegt, anhand derer er Kandidaten für die Landesliste der Niedersachsen-Piraten aussortiert. Dieses Schema lässt sich wunderbar auch auf parteiinterne Vorstandswahlen übertragen – und wird von mir genau so auch auf dem kommenden Bundesparteitag (am 28./29.04. in Neumünster) angewandt werden.
Hier der entscheidende Auszug:
Hier nun ein paar Beispiele für Kandidaten, die ich ganz sicher nichtwählen werde.
- Holocaustleugnungserlaubnisbefürworter. Geht kacken.
- Ausnahmslos jeden, der mit Verschwörungstheorien aufgefallen ist, ob nun als Fan irgendwelcher Esoterikautoren oder innerparteilich, indem behauptet wurde, dass der Landesvorstand missliebige Kandidaten unterdrücken würde. Da gibt’s übrigens Schnittmengen zum ersten Bulletpoint.
- Jeden, der bis 31.03. noch nicht auf der Liste stand. Mal eben spontan Landtagsabgeordneter werden? Geht’s noch?
- Jeden, der Mitglied wurde und sich unmittelbar danach oder sogar gleichzeitig auf die Kandidatenliste gesetzt hat. Ich bitte euch, was für Trittbrettfahrer seid ihr denn?
- Jeden, der auf der Versammlung ausrastet, Niederlagen nicht akzeptiert oder sonstwie dadurch auffällt, dass er sein eigenes Fortkommen über das der Partei stellt. Egomanen haben wir ohnehin schon genug, die brauchen wir nicht auch noch als Mandatsträger.
Es gibt zudem einige Kandidaten, die ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wählen werde.
- Alle Kandidaten, die nicht länger als ein halbes Jahr Parteimitglied sind. Ich weiß, dass ich damit einigen Unrecht tue, mit Sicherheit ist da auch der eine oder andere darunter, der wirklich brauchbar wäre. Hier geht’s aber um eine Risikoabwägung.
Wenn ich von euch nicht weiß, wie ihr unter Stress reagiert, wie ihr mit Passanten am Infostand redet, welche Positionen ihr vertretet und wie einsatzfreudig ihr seid, dann kann ich euch nicht wählen. Und ich gehe lieber das Risiko ein, dass einzelne gute Leute von euch nicht in den Landtag kommen, als dass ich auch nur einen einzelnen Totalausfall 5 Jahre lang nicht mehr loswerde.
Kann aber sein, dass mich jemand doch noch überzeugt oder einen guten Leumund vorweisen kann. Sehen wir dann.- Kandidaten, die den Mund nicht aufbekommen oder unsicher werden, wenn man sie direkt anspricht. Ich will keine aalglatten Selbstdarsteller, aber das Selbstbewusstsein sollte schon soweit reichen, dass man eine klare Antwort bekommt.
Es gibt natürlich auch Bewerber, denen das Schreiben mehr liegt als das Reden und die eher in der Lage sind, Sachverhalte in Ruhe zu analysieren. Das muss sich aber auch in ihrer schriftlichen Kandidatenvorstellung wiederspiegeln.- Alle, die sich nicht die Mühe gemacht haben, ihre Kandidatenvorstellung auszufüllen. Ja, einige sind anderweitig sehr aktiv. Aber wenn da heute, einen Tag vor der Versammlung, immer noch »Vorstellung folgt bald« drinsteht, muss ich davon ausgehen, dass ihr schlecht organisiert oder faul seid. Beides sind nicht unbedingt Eigenschaften von Kandidaten, die ich gerne wählen möchte.
- Vehemente LiquidFeedback- und LQFB-Delegationsgegner. Wer das Potential eines Systems nicht erkennt, das es ermöglicht, zu jeder Zeit Meinungsbilder der Parteibasis an ihre parlamentarischen Vertreter zu übermitteln, der hat entweder Basisdemokratie nicht verinnerlicht oder glaubt ernsthaft, jeder Pirat (auch er oder sie selbst) könne Experte in allen Themenbereichen sein. Beides Positionen, die auf Selbstüberschätzung schließen lassen. Wähle ich auch eher nicht.
Handle mit das.
Kommentare
Ein Kommentar zu Vorbereitungen für den Bundesparteitag – oder: Warum ich euch nicht wähle
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