Video: Proteste in Marokko – Mehr Informationen zu den Protesten weltweit auf WorldRevolutions.org
Ein Beitrag der vor über einer Woche hätte veröffentlicht werden müssen. Erstellt in kollaborativer Arbeit mit über 20 Teilnehmern.
Die Massendemonstrationen in Spanien wie auch in anderen Ländern werden in den deutschsprachigen Medien nicht ausreichend erwähnt
Seit dem 15. Mai gehen in Spanien Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft unter dem Druck der miserablen wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes auf die Straßen. Diese Menschen fordern unter dem Slogan „¡Democrácia real YA!“ (zu deutsch: Echte Demokratie, jetzt!) mehr Einfluss auf die politischen Entscheidungen des Landes zu nehmen. Sie errichten auf dem Platz an der Puerta del Sol (zu deutsch: Sonnenpforte) in Madrid sowie in weiteren Städten, wie Barcelona und Sevilla, mehrere Camps und Sitzblockaden, die sie zuvor im Internet über soziale Netzwerke wie Facebook und twitter organsisiert haben. Bereits jetzt sind weitere 79 Versammlungsaufrufe am Start. http://acampadas15m.blogspot.com/
In den vergangenen Tagen häuften sich die Berichte über Twitter und Facebook, dass die Polizei zu gewaltätigen Mitteln greifen, um die Studenten vom Campieren und von weiteren Protesten abzuhalten.
Die Arbeitslosenquote in Spanien liegt derzeit ca. bei 21,3%. Besonders betroffen ist die sogenannte „lost generation“ von hochausgebildeten Fachkräften, die auf dem derzeitigen spanischen Arbeitsmarkt keinen adäquaten und ihren Kenntnissen fachlich und finanziell angemessenen Arbeitsplatz ohne ausreichendes Vitamin B finden können. Die Jugendarbeitslosenquote erreicht aktuell sogar einen Wert von 44,6%.
Die Ursache der fehlenden Beschäftigungsperspektive kann mit der Immobilien- und Bankenkrise in Zusammenhang gesetzt werden. In den letzten Jahren sind mehrere Finanzblasen in Spanien geplatzt, welche die Realwirtschaft und den Beschäftigungssektor mit in eine Rezession getrieben haben.
Seit dem Beginn der Finanzkrise sind die Steuer- und Abgabeneinnahmen im Königreich Spanien signifikant zurückgegangen. Zur Finanzierung der Staatsausgaben musste die spanische Regierung ihren Kreditrahmen bei steigendem Zinsniveau ausweiten. Die Wettbewerbsfähigkeit der spanischen Wirtschaft leidet zusätzlich unter der sich immer weiter verstärkenden Überbewertung der Euro-Währung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung der spanischen Volkswirtschaft.
Die Verantwortlichen die unter dem Twitteraccount @ZDFonline twittern, verwiesen die auf die Massenproteste in Spanien hinweisenden Twitternutzer auf die ZDF Auslands-Redaktion. Eine bislang versprochene Antwort erfolgte nicht. Sie schweigen immer noch und wir bezahlen sie mit unseren Gebührengeldern.
Die Twittergemeinde aber schweigt nicht, sie verteilt und multipliziert die Informationen über die Proteste. Im Vordergrund stehen die Tweets mit dem Hashtag #spanishrevolution, der es in kürzester Zeit in die Liste der am meisten verwendeten Schlagwörter/Tags geschafft hat.
Erst am 18. Mai 2010 haben sich die Nachrichtenportale wie N24 dazu durchringen können, über die Proteste zu berichten. Ein allererster Bericht erschien gestern in der Online-Ausgabe der TAZ. Weder die ZDF Nachrichten noch die Tagesschau im ARD hatten den Protesten in Spanien Sendeplatz eingeräumt.
Haben die verantwortlichen Redakteure und die Regierenden Angst davor, dass der spanische Funke nach Deutschland überspringt? Befürchtet man vielleicht, dass unser Land einen ähnlichen demokratischen Stresstest nicht aushält? Informationelle Freiheit darf sich nie taktischen Zwängen unterordnen, weil sie dann aufhört, zu existieren. Bevormundung oder Zensur? Allein, dass wir so fragen müssen, ist schon Skandal genug. Dafür zahlen wir unsere Gebühren nicht. Dieses Auftreten passt zu einem Land, dessen Kanzlerin populistisch die in Finanznöten befindlichen Länder im Mittelmeerraum schulmeistert. Es passt jedoch überhaupt nicht zu dem, was in unserem Grundgesetz steht: Eine Zensur findet nicht statt!